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So abhängig sind Onlinemedien von Intermediären

Konrad Lischka
Konrad Lischka
1 minuten gelesen
So abhängig sind Onlinemedien von Intermediären

Was passiert, wenn immer mehr Besucher einer Nachrichtenseite im Netz von Facebook oder Google kommen? Vielleicht findet das Angebot so ein ganz neues Publikum. Vielleicht rufen aber auch Nutzer die Seite immer seltener direkt per Bookmark oder als Startseite auf.

Auf jeden Fall geschieht das: Menschen, die von Aufmerksamkeitsverteilern im Netz kommen, haben auf Basis der Auswahl dieser Intermediäre entschieden, was sie eigentlich lesen. Sie sehen nicht die Fülle des gesamten Angebots auf der Startseite des Nachrichtenmediums. Es sei denn, sie googlen zum Beispiel jeden Tag spiegel.de, um auf Spiegel.de zu landen – eine Minderheit macht das. Im Großen und Ganzen verlagert sich jedoch die Selektion von Nachrichten zu Aufmerksamkeitsverteilern.

Medienmanager Frederic Filloux sieht das als “a reliance now dangerously close to addiction“. Sein Argument: Es geht hier nicht nur um einen Vertriebsweg, sondern um die Auswahl der Inhalte. Das ist zu wichtig und zu nah am Kerngeschäft, um es anderen zu überlassen. Was in Fillouxs Artikel fehlt, liefer ich hier nach: Wie wichtig sind Suchmaschinen (sprich: vor allem Google) und soziale Netzwerke (sprich: vor allem Facebook) für Nachrichtenseiten im Netz? Drei Beobachtungen:


1. Deutschland ruft die großen Nachrichtenseiten direkt auf


Tagesschau, Heute, Spiegel Online, Bild – alle Angebote in dieser Liga bekommen nur ein Fünftel ihrer Besuche von Intermediären wie Google und Facebook. Das könnte ein temporäres Phänomen sein. In den USA macht selbst bei einer so großen Marke wie der New York Times im Netz der von Plattformen kommende Traffic gut 42 Prozent der Visits aus.



2. Bei jungen Medienmarken dominieren Soziale Netzwerke


Joiz.de, De Correspondent, Vox.com – bei diesen Onlineangeboten kommt etwas die Hälfte der Besucher von sozialen Netzwerken. Diese Medien haben noch etwas gemeinsam: Sie wurden im aktuellen Jahrzehnt gegründet.



3. Je größer die junge Zielgruppe, desto weniger Direkttraffic, desto größer Social



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InfografikMediennutzungOnlinemedien

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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