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Was Facebook Verlagen bietet

Konrad Lischka
Konrad Lischka
2 minuten gelesen
Was Facebook Verlagen bietet

Die “New York Times” berichtet über einen interessanten Vorschlag, mit dem Facebook offenbar bei US-Medienhäusern vorfühlt: Was wäre, wenn das soziale Netzwerk Medieninhalte hostet und Werbeeinnahmen mit Verlagen teilt?

“The social network has been eager to help publishers do a better job of servicing readers in the News Feed, including improving their approach to mobile in a variety of ways. One possibility it mentioned was for publishers to simply send pages to Facebook that would live inside the social network’s mobile app and be hosted by its servers; that way, they would load quickly with ads that Facebook sells. The revenue would be shared.”

Die eigene Redaktion zur Befüllung eines walled gardens arbeiten lassen? Werden Verlage nie erwägen, könnte man sagen. Da gab es doch genug schlechte Erfahrungen in den 90ern bei Compuserve und AOL. In den USA reden Verlage immerhin mit Facebook und unterschreiben entsprechende Verschwiegenheitsvereinbarungen. Drei Entwicklungen könnten dazu führen, dass Medien über eine Plattformdeal nachdenken:

1. Facebook hat ein enorm großes, an Nachrichten interessiertes Publikum

Bei jungen Medienmarken kommt heute etwa die Hälfte des Publikums von Facebook, das ist bei Vice, Vox.com, Buzzfeed so. Und das stärkt die Verhandlungsmacht.

2. Wer von Facebook kommt, bleibt nicht lange bei Medienangeboten

Mit Werbung Geld an den von Facebook kommenden Besuchern zu verdienen, ist für Medienangebote schwieriger als bei anderen Nutzern (die z.B. direkt die Seite aufrufen). Denn die von Netzwerken zu einzelnen Stücken kommenden Menschen bleiben nicht lange auf der Seite, meist nur einen Artikelaufruf lang. Sie sehen entsprechend wenig Anzeigen, sie lassen sich nicht auf das Angebot des Medium ein, sie suchen die Auswahl offenbar eher beim Aufmerksamkeitsvermittler als bei der Medienmarke.

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3. Mobilwerbung bringt Verlagen wenig und Facebook viel

Facebook ist Medienangebote beim Geldverdienen mit Mobilwerbun voraus. In den USA kam den Zahlen des Branchenverband Interactive Advertising Bureau (PDF) 2013 durch Mobilwerbung fast ein Fünftel des gesamten Onlinewerbeumsatzes herein. Allerdings sind 19 Prozent Mobilumsatz in Relation zum Publikumsanteil klein. 41 Prozent der CNN-Onlinekunden riefen die das Angebot 2013 mit Mobilgeräten ab, beim Sportportal ESPN war es Ende 2013 mehr als die Hälfte. Die mobilen Werbeumsätze wachsen nicht bei Angeboten so schnell wie das Publikum. Medienfirmen ohne Redaktionen wie Facebook sind da wesentlich weiter als CNN: Bei Facebook kam im vierten Quartal 2013 mehr als die Hälfte (53%) der Einnahmen aus Mobilwerbung.

Und nun?

Das also könnte Facebook klassischen Medienmarken bieten: großes Publikum und bessere Monetarisierung des Publikums per Werbung, zumindest mobil. Letzte Fragen:

  • Was passiert, wenn in den USA der erste Verlag einen Vertrag mit Facebook eingeht, weil der (garantiert?) Umsatzanteil so viel lukrativer erscheint als die eigene Mobilvermarktung?
  • Und sollte das geschehen: Wie würde Facebook die gehosteten Inhalte der Partner behandeln? Würden sie anders präsentiert als extern Vorgehaltenes jener Verlage, die nicht kooperieren?

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
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