Zum Inhalt springen

Journalismus als Geschäftsmodell - so viel erlösen Medienfirmen je Mitarbeiter

Konrad Lischka
Konrad Lischka
3 minuten gelesen
Journalismus als Geschäftsmodell - so viel erlösen Medienfirmen je Mitarbeiter

Wie erfolgreich sind Medienunternehmen? Das kann man mit Qualitätsvergleichen beantworten, mit Daten zur Nutzungsintensität – oder schlicht mit Umsatzzahlen, wenn man Medien als Unternehmen betriebswirtschaftlich vergleicht. Das Blog The Awl hat für den Vergleich die Kennzahl Umsatz je Mitarbeiter herangezogen und Werte für Firmen wie Buzzfeed, Vice und Vox Media recherchiert.

Ich habe mal aus den Bilanzen einiger deutscher Medienunternehmen (und einer Besonderheit aus den Niederlanden) Vergleichszahlen gezogen. In aufsteigender Reihenfolge:

de Correspondent

Am 30. September 2013 ging in den Niederlanden ein einzigartiges journalistisches Angebot online: de Correspondent ist ein reines Onlinemedium ohne Werbung und mit ausgeruhten Essays und Analysen zu aktuellen Themen. Das Geschäftsmodell ist einfach: Abogebühren, keine Werbung. Die Kennzahlen beruhen auf diesen Angaben von de Correspondent zum laufenden Geschäftsjahr 2015.

Beschäftigte: 28 Personen
Umsatzerlöse*: 2.160.000 Euro
Umsatz je Beschäftigten*: 77.142,85

**eigene Berechnung: Die im August 2015 genannte Zahl von Abonnenten multipliziert mit dem Jahresabopreis von 60 Euro*.

Deutscher Fachverlag

Der aktuellste öffentliche Konzernabschluss umfasst das Geschäftsjahr 2013. Abrufbar über den Suchbegriff „Deutscher Fachverlag Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ beim Bundesanzeiger.

Beschäftigte: 1.004 Personen
Umsatzerlöse: 139.824.523 Euro
Umsatz je Beschäftigten: 139.267,44 Euro

Madsack Mediengruppe

Der aktuellste öffentliche Konzernabschluss umfasst das Geschäftsjahr 2013. Abrufbar über den Suchbegriff „Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG“ beim Bundesanzeiger.

Beschäftigte (mit Zustellpersonal): 5.682 Personen
Beschäftigte (ohne Zustellpersonal): 4.427 Personen
Umsatzerlöse: 669.487.478,48 Euro
Umsatz je Beschäftigten (mit Zustellpersonal): 117.826,03 Euro
Umsatz je Beschäftigten (ohne Zustellpersonal): 151.228,24 Euro

Mediengruppe M. DuMont Schauberg

Der aktuellste öffentliche Konzernabschluss umfasst das Geschäftsjahr 2014. Abrufbar über den Suchbegriff „Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co. KG“ beim Bundesanzeiger.

Beschäftigte (mit Zustellpersonal): 11.134 Personen
Beschäftigte (ohne Zustellpersonal) 3.267 Personen
Umsatzerlöse: 538.957.322,05 Euro
Umsatz je Beschäftigten (mit Zustellpersonal): 48.406,43 Euro
Umsatz je Beschäftigten (ohne Zustellpersonal): 164.970,10 Euro

BuzzFeed

Die Angaben beruhen auf Recherchen und Schätzungen von The Awl für das laufende Geschäftsjahr 2015, umgerechnet in Euro zum Kurs vom 4. Oktober 2015:

Beschäftigte: 1200 Personen
Umsatzerlöse: 222,9 Millionen Euro
Umsatz je Beschäftigten: 185.751 Euro

Spiegel Verlag

Der aktuellste öffentliche Konzernabschluss umfasst das Geschäftsjahr vom 2013. Abrufbar über den Suchbegriff „Rudolf Augstein Gesellschaft mit beschränkter Haftung Hamburg“ beim Bundesanzeiger.

Der Konzern schlüsselt die Beschäftigtenzahl und die Umsätze auch nach Firmenbereichen (Print, Online, Fim- und Fernsehen) auf, daher hier detaillierter Zahlen.

Beschäftigte im Konzern 1.474 Personen
Umsatzerlöse: 294.683.114,76 Euro
Umsatz je Beschäftigten: 199.920,70 Euro

Die Details:

Spiegel Print*:

Beschäftigte: 936 Personen
Umsatzerlöse: 212 Millionen Euro
Umsatz je Beschäftigten: 226.495,72 Euro
(SPIEGEL-Verlag, manager magazin Verlag, Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien KG, New Scientist Deutschland GmbH, Kunsthandel-Verlagsgruppe)*

Spiegel Online*

Beschäftigte: 207 Personen
Umsatzerlöse: 38 Millionen Euro
Umsatz je Beschäftigten: 183.574,88 Euro
(SPIEGEL ONLINE, manager magazin new media, manager lounge leaders network*

Spiegel Film- und Fernsehen*

Beschäftigte: 226 Personen
Umsatzerlöse: 34 Millionen Euro
Umsatz je Beschäftigten: 150.442,48 Euro
(SPIEGEL TV, SPIEGEL TV infotainment, SPIEGEL TV Media, SPIEGEL TV Produktion, ASPEKT Telefilm, SPIEGEL TV Geschichte und Wissen)*

Axel Springer

Die Werte basieren auf dem Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2014.

Beschäftigte: 13.917 Personen
Umsatzerlöse: 3.037.900.000 Euro
Umsatz je Beschäftigten: 218.286,97 Euro

Hubert Burda Media

Die Werte basieren auf dem Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr 2014.

Mitarbeiterzahl am Jahresende: 10.374 Personen
Umsatzerlöse: 2.455.000.000 Euro
Umsatz je Mitarbeiter: 236.649,32 Euro

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der aktuellste öffentliche Konzernabschluss umfasst das Geschäftsjahr vom 2013. Abrufbar über den Suchbegriff „Frankfurter Allgemeine Zeitung Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ beim Bundesanzeiger.

Beschäftigte im Konzern 866 Personen
Umsatzerlöse: 249.429.396,20 Euro
Umsatz je Beschäftigten: 288.024,70 Euro

New York Times

Die Werte basieren auf der Jahresbilanz für das Geschäftsjahr 2014.

Beschäftigte: 3588 Personen
Umsatzerlöse: 1.416.340.000 Euro
Umsatz je Beschäftigten: 394.743,59 Euro

Vice

Die Angaben beruhen auf Recherchen und Schätzungen von The Awl für das laufende Geschäftsjahr 2015, umgerechnet in Euro zum Kurs vom 4. Oktober 2015:

Beschäftigte: 2000 Personen
Umsatzerlöse: 815,7 Millionen Euro
Umsatz je Beschäftigten: 407.910 Euro

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind nicht alles – ich halte de Correspondent aus vielen Gründen für das wichtigste und beste Projekt im Digitaljournalismus in den vergangenen Jahren.

Anmerkung: Umsatz je Mitarbeiter ist nur im Vergleich und nur in einer Branche sinnvoll. Die aufgeführten Firmen sind allesamt (auch) im Journalismus aktiv, einige rein digital, andere auch mit Papiervertrieb und Fernsehen. Die aktuellen Werte sagen nichts über erwartete Veränderungen aus (wenn zum Beispiel Print-Umsätze fallen) und zudem ist die Vergleichbarkeit nicht ganz unumstritten, da unberücksichtigt ist, in welchem Maß Outsourcing die Zahlen beeinflusst.

(Daten als CSV)

Blog

Konrad Lischka

Projektmanagement, Kommunikations- und Politikberatung für gemeinnützige Organisationen und öffentliche Verwaltung. Privat: Bloggen über Software und Gesellschaft. Studien, Vorträge + Ehrenamt.
Immer gut: Newsletter abonnieren


auch interessant

gelesen & gelernt: CO2-Preis, China, Schaltjahr im 56. Jahrhundert

Reality Check: Das EU-Emissionshandelssystem im Schweinezyklus Reality Check des Mantras, CO2-Preis über Emissionszertifikate sei per se das smarte Instrument: Binnen eines Jahres hat sich der Preis in der EU auf 52 € / Tonne halbiert. Weil die Industrieproduktion fällt. Und weil der CO2-Preis 2022 so hoch war und Fertigung gestrichen wurde. Was

gelesen & gelernt: CO2-Preis, China, Schaltjahr im 56. Jahrhundert

Bürokratiekostenindex abbauen!

Bürokratie... abbauen! Das ist die Autovervollständigung in allen Debatten. Wie viel haben wir davon eigentlich in Deutschland? Mehr als 2012? Wie viel? Wie misst man Bürokratie? Das Statistische Bundesamt pflegt den Bürokratiekostenindex. Der beginnt bei 100 im Jahr 2012 - und liegt im September 2024 bei 95,82. Weniger Bürokratie

Bürokratiekostenindex abbauen!

Kinderarbeit, Armut, Lieferketten - das muss man wissen

Der Streit in Deutschland um die EU-Lieferkettenrichtlinie macht mich wütend. Und zwar, weil ich in vielen Überschriften und Statements Kinderarbeit lese. Aber immer nur als bloßes Schlagwort, als Argument zum Punkten in der Auseinandersetzung. Aber nirgends die Details, was Kinderarbeit heute ist, wie viele betoffen sind, wie wir die Lage

Kinderarbeit, Armut,  Lieferketten -  das muss man wissen